Keine Plattentektonik? Kein Problem, sagt das Leben
Auf der Erde gilt der langfristige geochemische Kreislauf, der durch die Plattentektonik ermöglicht wird, als der wichtigste Faktor für die Bewohnbarkeit. Durch die Plattentektonik kann Wärme vom Mantel in die Kruste gelangen und Nährstoffe zirkulieren, wodurch ein lebensfreundlicher Lebensraum entsteht. Die Plattentektonik ist auch entscheidend für die Langzeitstabilität von flüssigem Wasser an der Oberfläche. Plattentektonik und Leben scheinen so eng miteinander verflochten zu sein, dass man vermutet, dass der Ursprung des Lebens von der Plattentektonik abhängt und dass das Fehlen von Plattentektonik auf anderen Planeten auf einen Mangel an Leben hinweist. Diese Hypothese erstreckt sich auf die Suche nach bewohnbaren Planeten bei der Erforschung von Exoplaneten. In letzter Zeit wurde jedoch die Lebenserfordernis der Plattentektonik in Frage gestellt.
Eine aktuelle Studie unter der Leitung von John Tarduno von der University of Rochester und Kollegen stellte eine einfache Frage: Ist für die Entstehung von Leben Plattentektonik erforderlich? Das Team untersuchte primäre Magnetiteinschlüsse, die sich in Körnern des Minerals Zirkon bildeten, und zeichnete das Erdmagnetfeld zum Zeitpunkt der Entstehung in einigen der ältesten exponierten Regionen der Erde auf, dem Barberton Greenstone Belt in Südafrika und Jack Hills in Westaustralien. Diese auf etwa 3,9 bis 3,4 Milliarden Jahre datierten Zirkone zeigten in diesem Zeitraum keine Veränderung der magnetischen Feldstärken oder Ausrichtungen, was beides auf einer Planetenoberfläche zu erwarten wäre, die aufgrund der Plattentektonik in Bewegung ist. Mehrere Standorte mit stabilen Magnetfeldausrichtungen und -stärken weisen stark auf eine unbewegliche Oberfläche oder eine stagnierende Deckeltektonik hin. Dennoch zeigen die Rockaufzeichnungen die Ausbreitung des Lebens in dieser Zeit. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass für die Entstehung von Leben möglicherweise keine Plattentektonik erforderlich ist, obwohl die langfristige Bewohnbarkeit möglicherweise dennoch Plattentektonik erfordert. Dies impliziert, dass die Suche nach bewohnbaren Exoplaneten möglicherweise erheblich ausgeweitet werden muss, um Planeten einzubeziehen, die die heutige Erde nicht genau nachahmen. MEHR LESEN